zum Inhalt springen

Für gezielte Sprachförderung braucht es Diagnostik

Im Interview mit dem Deutschen Schulportal spricht Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek über die Bedeutung der Diagnostik für die sprachliche Bildung.

Im Interview mit dem Deutschen Schulportal erläutert Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, ehemaliger Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, die wichtige Rolle der Diagnostik für eine passgenaue Förderung der Basiskompetenzen von Kindern und Jugendlichen. 

Diagnostik und Förderung gehören für den Bildungsforscher unbedingt zusammen. Denn: Diagnose ist wichtig, um sprachliche Kompetenzen von Schüler:innen zielgenau fördern zu können. Dabei geht es um viele Teilbereiche wie das Leseverstehen, die Leseflüssigkeit, die Textproduktion, mündliche Kommunikation oder Orthografie.

 „Es ist gerade bei den komplexeren Eigenschaften der sprachlichen Fähigkeiten nicht immer so einfach zu erkennen, ob eine Schülerin oder ein Schüler etwas kann oder nicht kann“, betont Michael Becker-Mrotzek. Alltagsbeobachtungen reichten nicht aus, da sprachliche Kompetenzen, beispielsweise von stilleren Schüler:innen, leicht unentdeckt bleiben. Auch Lücken – etwa im Textverstehen – könnten so übersehen werden. „Deshalb gibt es dafür hilfreiche standardisierte Tests, mit denen man auch überprüfen kann, ob der Inhalt verstanden wurde. So kann die Lehrkraft die eigene Einschätzung auch absichern“, erklärt Michael Becker-Mrotzek im Interview. 

Für den Grundschulbereich gäbe es relativ viele gute Tests, erklärt er – vor allem für die Bereiche Orthografie und Lesen. Auch für das Zuhören existieren bereits Testverfahren. Im Bereich des Sprechens, also der mündlichen Kommunikation, sehe dies allerdings anders aus. Hier fehle es an Sprachdiagnostikinstrumenten. Ebenfalls sehr wenige Instrumente stehen, so Michael Becker-Mrotzek weiter, im Bereich der Textproduktion zur Verfügung. Dabei geht es um die Frage, ob Kinder in der Lage sind, nicht nur orthographisch korrekt zu schreiben, sondern auch Texte zu schreiben, die verständlich sind und das ausdrücken, was sie sagen wollen. „Am Mercator-Institut in Köln wird derzeit an einem solchen Test gearbeitet, doch das ist ein aufwendiger und langwieriger Prozess“, erläutert er.

In einigen Bundesländern sei das Zusammendenken von Diagnose und Förderung im sprachlichen Bereich bereits gelebte Realität. Als Beispiel nennt Michael Becker-Mrotzek unter anderem Baden-Württemberg, wo die Lesediagnostik und Förderung an Grundschulen sogar verpflichtend eingeführt wurde.  

Auch im Startchancen-Programm spielt die datengestützte Diagnose und Förderung der Schüler:innen in den Basiskompetenzen eine zentrale Rolle. Dabei könnten viele Konzepte genutzt werden, die durch verschiedene Initiativen entwickelt worden seien, erläutert der Bildungsforscher. Hierzu zählen die Initiativen BiSS und BiSS-Transfer sowie „Schule macht stark“.

Den gesamten Artikel, unter anderem mit Hinweisen zu leicht durchführbaren Diagnostikinstrumenten, finden Sie auf der Onlineplattform „Deutsches Schulportal“. (Bitte folgenden Link hinter den Satzteil „Onlineplattform Deutsches Schulportal“ legen: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/warum-sprachfoerderung-ohne-diagnostik-nicht-gelingen-kann/ )

Weitere Informationen zu Diagnostikinstrumenten der sprachlichen Bildung finden Sie hier:

Allrad-M steht für „Allgemeine rezeptive sprachliche Fähigkeiten diagnostizieren – Mehrsprachig“ und unterstützt Lehrkräfte dabei, rezeptive Fähigkeiten von neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I auf Basis ihres gesamtsprachlichen Repertoires zu erfassen. Ein kurzes Video stellt das im Mercator-Institut entwickelte und erprobte Tool vor.

Einen guten Überblick über Diagnostik- und Fördertools bietet auch die Tool-Datenbank von BiSS-Transfer. Knapp 130 Diagnostik- und Förderinstrumente für die Bereiche Sprache, Lesen und Schreiben sind hier verständlich beschrieben, auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und wissenschaftlich bewertet. Zur besseren Orientierung ist jede Methode mit einem Qualitätscheck versehen.

Bild: Mercator-Institut/A. Etges